Dienstag, 19. Juli 2016

London bekommt neue Taxen

Ende 2017 kommt das neue London-Taxi

Und es kommt vielleicht  auch nach Deutschland. Die Technik liefert Volvo. Erst 2013 schien der Kult-Wagen vor dem Aus zu sein.

Das London-Taxi ist ein Klassiker. Jeder Tourist kennt es. Schwarz ist es, fünf Personen finden Platz, die Koffer kommen auf die Beifahrerseite, hinten ist auch noch ein wenig Raum für Gepäck. Die Passagiere können den Hut aufbehalten.

Sie sitzen sich gegenüber. Auch Rollstuhlfahrer können mitfahren. Das ist eine Anforderung der Behörden, ebenso wie der winzige Wendekreis von nur 7,60 Meter. Und nach 15 Jahren werden die London-Taxis in Zwangsrente geschickt.

2013 schienen die Tage des Schwarzen Riesen gezählt zu sein, dann aber übernahm der chinesische Automobilkonzern Geely die London Taxi Company (LTC) und will sie zur neuen Blüte führen. In Amsterdam, Barcelona, Berlin, Paris und Oslo wurde in diesen Tagen ein Prototyp vorgestellt, mit dem LTC in die Zukunft fahren will. Das TX5, welches das aktuelle TX4 ablöst, ist ein Teilzeitelektriker, das 70 Meilen (gut 110 Kilometer) rein elektrisch fahren kann.

Kleine Veränderung, große Wirkung

Damit qualifiziert es sich für die höchste behördliche Förderstufe. Mit dem jetzigen TX4, das von einem 2,4-Liter-Dieselmotor des italienischen Spezialisten VM angetrieben wird, hat es keine einzige Schraube gemein. Die Designer haben ein modernes Kleid gezeichnet, doch auch das T×5 ist sofort als London-Taxi zu erkennen. Wichtigste Änderung für den Passagier: Die Türen sind jetzt (wieder) gegenläufig, es haben sechs und nicht nur fünf Personen Platz.

Das übrige Layout bleibt gleich: große Koffer neben den Fahrer, kleiner Kofferraum hinten. Rollstuhlfahrer kommen über eine ins Fahrzeug integrierte und wegklappbare Rampe ins Fahrzeug. Nur werden bald die Taxikunden oft nicht viel mehr hören als die Abrollgeräusche der Reifen. Im Heck sitzt ein 110-kW-Elektomotor (150 PS), der die Hinterräder antreibt. Die Batterie sitzt platzsparend im Wagenboden, die Karosserie ist aus Aluminium.

Ein 1,5-Liter-Dreizylindern-Benziner von Volvo (gehört ebenfalls zum Geely-Konzern und liefert noch mehr Technik fürs Taxi) springt ein, wenn den Batterien der Saft ausgeht. Er hat aber keinerlei Verbindung zu den Achsen und fungiert sozusagen als Generator. Selbstverständlich können die Akkus per Kabel aufgeladen werden.

Brexit steht Plänen nicht im Weg

Auf den Markt kommt das TX5 Ende des Jahres 2017 in Großbritannien. Deutschland und Europa sind für 2018 im Visier. Natürlich dann mit dem Lenkrad auf der linken Seite und auch gern in Cremeweiß. Gebaut wird das TX5 in einer dann nagelneuen Fabrik in der Nähe von Coventry.

Diese wird zurzeit noch fertiggestellt. LTC investiert rund 390 Millionen Euro, die Jahreskapazität beträgt dort rund 20.000 Fahrzeuge. Europa als Markt nehme LTC ernst, sagte Carl-Peter Forster, Vorstandsvorsitzender von LTC, während der Präsentation in Berlin. Forster kennt sich aus im Geschäft, er war zuvor in leitenden Positionen bei BMW, Opel oder Jaguar-Land-Rover und ist außerdem im Management von Geely tätig.

Angesprochen auf den Brexit, wiegelte Forster ab. Das ändere nichts an den Plänen von London-Taxi. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zum Äußersten kommt.“ Die Fabrik sei die erste neue Autofabrik in Großbritannien seit mehr als zehn Jahren. Ob das TX5 auch in Amerika vertrieben werde, sei noch offen.

Man würde es gern, doch um eine dortige Zulassung für Rollstuhlfahrer zu bekommen, müsste das ohnehin schon hohe Dach nochmals um zehn Zentimeter erhöht werden. Auf die Rollstuhl-Zulassung möchte man nicht verzichten, das gehöre zur Unternehmensphilosophie.

Das alte Taxi (TX4) wird noch weitergebaut, bis alle Bestellungen abgearbeitet sind. Exportiert wird momentan in 60 Länder. Zurzeit produziert LTC rund 12.000 Fahrzeuge im Jahr, allein in London fahren rund 20.000 der meist schwarzen Taxis. In anderen englischen Städten mag man auch andere Farben. So ist das TX4 in Nottingham stets grün. Robin Hood lässt grüßen.



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via Peter Planlos

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